Samstag, 10. Juli 2021, 19.30 Uhr, Alfred-Fischer-Halle
Oper Konzertant
Ludwig van Beethoven, Fidelio
Heiko Trinsinger (Bariton) , Don Pizarro
Tijl Faveyts (Bass), Rocco
Julia Bauer (Sopran), Marzelline
Michael Smallwood (Tenor), Jaquino
Stephan Stoll (Bariton), Don Fernando
Alexandra Kamp, Rezitation
Coruso Berlin
Frank Beermann, Leitung
„Freyheit!“ lautet das Motto des diesjährigen KlassikSommers, da darf Beethovens einzige Oper im Programm nicht fehlen: In Hamm wird der “Fidelio” zum großen Crossover-Projekt, das drei verschiedene Kunstformen vereint.
Im Mittelpunkt stehen natürlich die Musik und der Gesang, namhafte Solisten wie Dara Hobbs und Thomas Mohr sind in den (Titel-)rollen zu hören, den Klangteppich dazu liefert die Nordwestdeutsche Philharmonie. Neu hinzu kommt statt der in der Oper eigentlich vorgesehenen Dialoge ein großer Monolog der gealterten Leonore, Beethovens Hauptfigur, die sich im Rückblick mit ihrer eigenen Freiheit auseinandersetzt. Geschrieben von Albert Ostermaier, einem der bekanntesten zeitgenössischen Dramatiker, gelesen von der bekannten Theater- und Filmschauspielerin Alexandra Kamp. Als Vertreter der bildenden Künste lässt Maler Karsten Mittag während des Konzertes Bilder entstehen, die spontan, von Text und Musik inspiriert, eine dritte Erzählebene bilden. Durch die zwischen den Kunstformen entstehenden Synergien und Spannungsfelder ergibt sich für das Publikum eine ganz neue Sicht auf Beethovens Werk. Ein sinnenfrohes, inspirierendes und abwechslungsreiches Konzerterlebnis, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat.
Florestan kämpft für Recht und Freiheit gegen Gouverneur Don Pizarro und büßt dafür im Gefängnis. Leonore, seine Frau, verkleidet sich als Mann Fidelio, befreit ihn und verhindert seine Hinrichtung. Beethovens einzige Oper ist ein Plädoyer gegen Staatswillkür und Machtmissbrauch und ein Hohelied auf die Liebe. Ist geprägt von politischem Idealismus, der Idee von Weltverbrüderung und Humanität. Bis heute stellt die Oper, die vielen eigentlich als große Freiheitssinfonie gilt, aktuelle Fragen. Frank Beermanns Konzept übersetzt sie in zeitgemäße Sprache. Beethoven hatte der Musik gesprochene Dialoge an die Seite gestellt. Albert Ostermaier lässt die älter werdende Leonore über ihre Befreiungsaktion nachdenken, die zugleich ihre Selbstbefreiung in Gang setzte. Dadurch erhält die Geschichte der Oper “Fidelio” eine Fortsetzung ins Heute, während die Musik die Geschichte im Gestern, in der Zeit der Entstehung des “Fidelio” erzählt.
Ostermaier gilt als einer der wichtigsten Dramatiker der Zeit. Seine Theaterstücke wurden am Bayerischen Staatsschauspiel, am Nationaltheater Mannheim, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und am Wiener Burgtheater unter der Regie etwa von Andrea Breth oder Martin Kušej uraufgeführt. Der Kleist-Preis, der Bertolt-Brecht-Preis und zuletzt der “Welt”-Literaturpreis ehrten den Autoren. Sein neuestes Werk, “Die verlorene Oper. Ruhrepos”, wurde 2018 bei den Ruhrfestspielen mit dem Staatsschauspiel Hannover uraufgeführt. Der Münchner ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und Kurator der DFB-Kulturstiftung.
Alexandra Kamp, Ensemblemitglied der Hamburger Kammerspiele und den Zuschauern bekannt aus verschiedensten Film-und TV-Produktionen (z. B. aus Hape Kerkelings Kinofilm „Isch kandidiere“, „Soko Stuttgart“, „Tatort“) übernimmt den Part der gealterten Leonore, die auf ihr Leben zurückblickt. Kamp ersetzt Veronika Ferres, die aktuell zu Dreharbeiten in den USA weilt.
Die Freiheitsmelodie von “Fidelio” inspiriert Künstler Karsten Mittag zu Bildern, die während des Konzerts entstehen und für die Zuhörer auf einer großen Leinwand sichtbar werden. Der gebürtige Zwickauer ist studierter Musiker und Illustrator und verbindet seine beiden Leidenschaften bereits seit mehreren Jahren erfolgreich in diversen Projekten.
Dara Hobbs, Brünnhilde im von Frank Beermann dirigierten “Ring des Nibelungen” am Stadttheater Minden, ist Leonore. Ist Sieglinde an der Oper Frankfurt, Ortlinde bei den Bayreuther Festspielen und am Royal Concertgebouw in Amsterdam, Isolde am Aalto–Theater Essen, an den Theatern Bonn und Chemnitz, Senta an der Deutschen Oper am Rhein, am Theater Bonn und an der Sarasota Oper in Florida – die Wagner-Heroinen sind Dara Hobbs zum Alter Ego geworden. Thomas Mohr, als Siegfried ebenfalls Mitglied im Mindener “Ring”, ist Florestan. Er sorgte als versierter Bariton auf deutschen Bühnen für Furore, als er ins Heldentenorfach wechselte – und heimst seitdem als Parsifal, Loge, Siegmund oder Siegfried große Erfolge ein.
Heiko Trinsinger vom Aalto-Theater Essen und als Mime am Mindener Ring beteiligt, ist Don Pizzarro und Hamm seit seinem Erst-Engagement als “Johannes” in Strauss´ “Salome” in der Alfred-Fischer-Halle bestens vertraut. Auch Tijl Faveyts (Rocco) und Julia Bauer (Marzelline) zählen zum Spitzenteam der Mindener Wagner-Aufführungen, das seit Jahren auf Frank Beermann eingeschworen ist. Das Ensemble vervollständigen der australische Tenor Michael Smallwood als Jaquino, Bariton Stefan Stoll als Don Fernando und der freischaffende Opernchor “coruso”.
Tickets 27,40 € / erm. 20,80 € ǀ 20,80 € / erm. 16,40 €
Gefördert durch BTHVN 2020 aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Landes Nordrhein-Westfalen, der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises.