Musik, die Raum schafft. Musik, die erhebt. Musik, die einen Moment der inneren Klarheit schenkt, so kostbar wie ein letzter Sonnenstrahl kurz vor der Dämmerung. Solist unserer Dezember-Konzertreihe vom 02.12.–07.12.25 ist der in Brasilien geborene Geiger Guido Sant’Anna, dirigiert wird die Nordwestdeutsche Philharmonie von dem estnischen Dirigenten Olari Elts.
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Arvo Pärts „Swansong“ für Orchester (2013) wirkt wie eine weite, lichtdurchflutete Landschaft, in der jedes Klangereignis zugleich Atemzug und Gebet ist. Dieses Werk trägt den unverkennbaren „Pärt-Glanz“ – jene stille, schwebende Klarheit, die nicht laut werben muss, sondern mit einem einzigen Ton die Welt anhält. Doch gerade dadurch ist „Swansong“ ein musikalisches Versprechen: Wer sich hineinbegibt, findet darin eine Schönheit, die unmittelbar berührt und lange nachklingt. Es folgt ein wahrer Klangepos, ein nordischer Sturm voller Sehnsucht, Kraft und kristallklarer Schönheit: Jean Sibelius’ Konzert d-Moll op. 47 für Violine und Orchester. Sibelius versteht es meisterhaft, die Violine als Stimme des Inneren erklingen zu lassen. Mal haucht sie sanft wie ein Wind über zugefrorene Seen, mal peitscht sie vorwärts wie ein Schneesturm, der das Herz schneller schlagen lässt. Solist in Sibelius‘ Violinkonzert ist der 2005 in São Paulo, Brasilien, geborene Geiger Guido Sant’Anna. 2018 wurde er als erster brasilianischer Geiger zur Yehudi Menuhin International Competition nach Genf eingeladen und gewann dort sowohl den Publikumspreis als auch den Kammermusikpreis. 2022 folgte ein weiterer Meilenstein: Guido Sant’Anna gewann als erster südamerikanischer Geiger die Fritz Kreisler International Competition in Wien. Sein Studium führte ihn an die Kronberg Academy unter der Betreuung von Mihaela Martin.
Zum Finale des Abends erwartet das Publikum tiefmenschliche Musik, ein Balanceakt zwischen Erinnern und Weitergehen – wie gemacht für den Ausklang des Jahres. Sergej Rachmaninows Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44 ist wie ein spätes, tief empfundenes Selbstporträt eines Komponisten, der in die Ferne blickt – nicht nostalgisch, sondern glühend lebendig. Dieses Werk trägt den Duft vergangener Welten und zugleich das Strahlen einer neuen inneren Freiheit. Es ist Rachmaninow in Reife, mit all seiner Melancholie, seinem orchestralen Feuer und einer geradezu schicksalhaften Klarheit. Wie treffend, dass der 1971 in Tallinn, Estland, geborene Olari Elts für seinen präzisen, klar fokussierten Dirigierstil bekannt ist. Seit der Saison 2020/21 ist er Musikdirektor und Chefdirigent des Estonian National Symphony Orchestra (ENSO). Gemeinsam mit der Nordwestdeutschen Philharmonie wird Elts ein Leuchten malen, das sich wie ein goldener Abendhimmel über die Erzählung Rachmaninows legt. Die Musik öffnet eine Tür zu jener stillen Welt, die nur der Komponist selbst kannte: melancholisch, aber voller Würde; verletzlich, aber getragen von großer innerer Kraft.